Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich.
115
(Eichen, Buchen) herrscht in Nordwestdeutschland und an der Ost-
seeküste vor, schneller wachsender und daher wirtschaftlich ertrag-
reicherer Nadelwald (aus Gebirgen meist aus Fichten, im sandigen
Diluviallande aus Kiefern zusammengesetzt) im Osten und Süden.
Die Bewirtschaftung der deutschen Wälder ist eine musterhafte.
Auch die Viehzucht steht im Deutschen Reiche in hoher Blüte.
An Pferden (4,2 Mill.) besitzt es vorzügliche Raffen in Ost- und
Westpreußen (Trakehner!), Posen, Mecklenburg und in den Marschen-
distrikten; Rinder (gegen 19 Mill.) in Oldenburg, Hannover,
Schleswig und im Algäu; Schafe (gegen 10 Mill.) in Pommern,
Mecklenburg, Preußen, Posen, Schlesien und Hannover. Schweine
(über 17 Mill.) in Sachsen und Thüringen.
Kohlenfläche besitzt Deutschland gegen 10 000 qkm. Die wich-
tigsten der 13 Reviere sind in Rheinland-Westfalen (2200 qkm),
Schlesien (1000 qkm) und Sachsen (Königr.). Braunkohlen-
lag er finden sich namentlich am unteren Rhein, an der mittleren
Oder, an der Saale und in Mecklenburg. Obwohl die deutschen
Kohlengegenden für die Ausfuhr nicht so günstig liegen wie die eng-
lischen (nicht am Meere!), so ist die Kohlenförderung doch eine ge-
waltige (1900: 135,5 Mill. Tonnen; England 222,5 Mill.).
Eisenerz fördert Deutschland ebenfalls weit mehr als jeder
kontinentale Staat Europas (1900: 8,1 Mill. Tonnen Roheisen),
namentlich in Rheinland, Westfalen, Schlesien, Elsaß-Lothringen und
Hefsen-Nassau. Hinsichtlich der Zinkförderung (200 000 Tonnen)
ist es das erste Land der Erde, hinsichtlich der Bleiförderung
(106 000 Tonnen) das zweite (nach den Vereinigten Staaten), und
die Silber- und Kupferförderung ist wenigstens beträchtlich.
Durch Salzproduktion (1,4 Mill. Tonnen) sind die Provinz
Sachsen (Staßfurt), Anhalt und Württemberg (Hall) ausgezeichnet.
Die eigentliche Industrie, die außer in England und Belgien
kaum irgendwo in Europa günstigere Bedingungen hat, ist von alters
her eine hochentwickelte. Durch den dreißigjährigen Krieg ver-
siel sie zwar ebenso wie der Handel, nach den napoleonischen Kriegen
und seit der wirtschaftlichen Einigung Deutschlands durch den Zoll-
verein (1851) hat sie aber wieder einen so bedeutenden Aufschwung
genommen, daß sie mit derjenigen de?r ersten Staaten der
Erde wetteifert (mit einem Gesamtwert der Produkte von
8*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordwestdeutschland Mecklenburg Oldenburg Hannover Schleswig Pommern Mecklenburg Posen Hannover Sachsen Deutschland Rheinland-Westfalen Schlesien Sachsen Rhein Mecklenburg England Deutschland Europas Rheinland Westfalen Schlesien Elsaß-Lothringen England Belgien Europa Deutschlands
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 139
Das Fürstentum Lippe-Detmold, 1200 qkm und 139 000 E.,
am Teutoburger Walde, ist reich an Wald und gutem Ackerland.
Residenz ist Detmold (12 000 E.).
Das Fürstentum Lippe-Schaumburg, 340 qkm und 43 000 E.,
der kleinste deutsche Staat, ist von Bedeutung durch seine Steinkohlen.
Bückeburg und Stadthagen treiben Kohlen-, Holz- und Steinhandel.
Das Fürstentum Waldeck, 1120 qkm und 58 000 E., am Sauer-
land und um das Bad Pyrmont, ist vorwiegend Wald- und
Weideland.
Bei Arolsen findet sich Eisenerz.
Das Großherzogtum Oldenburg, 6425 qkm und 399 000 E.,
der vollkommenste Flachlandstaat, besitzt unter allen deutschen Staaten
das meiste Unland (Saterlandssümpfe, Diepholzer Sümpfe), daneben
aber auch sehr fruchtbare Strecken. Das Waldkleid ist dünn, und
die Produktion ist bedeutender durch Viehzucht als durch Ackerbau.
Berühmt sind die oldenburgischen Rinder und Pferde.
Die Residenz Oldenburg (27 000 E.), an der Hunte, ist Eisenbahn-
knotenpunkt und Landesproduktenmarkt; Elsfleth und Delmenhorst
(17 000 E.) sowie Brake Seehäfen an der Weser. — Von den beiden Enklaven
Eutin (bei Lübeck) und Virkenfe ld (auf dem Hunsrück), ist die letztgenannte
wichtig durch Ob er st ein mit seinen Achat- und Edelsteinschleifereien.
Das Großherzogtum Meckleuburg-Schweriu, 13 000 qkm und
608 000 E., auf der nach ihm benannten Seenplatte, hat einen be-
trächtlichen Anteil an der Ostseeküste und stößt im Südwesten an
zwei Stellen an den Elbstrom. Wichtig ist sein Ackerbau, seine
Pferde- und Rinderzucht und seine Fischerei. Sein einziges berg-
männisches Produkt sind Braunkohlen, und in der Industrie steht es
nicht viel höher als Ost- und Westpreußen.
Die Residenz Schwerin (39 000 E.), an einem See, durch Eisenbahnen
mit Hamburg, Lübeck, Wismar und Rostock verbunden, treibt Handel mit
Landesprodukten; Wismar (20 000 E.), an einem der besten Ostseehäfen,
Seehandel in Vieh, Wolle und Getreide. — Rostock (55 000 E.), an der War-
now, für ziemlich große Seeschiffe (von 5 m Tiefgang) nahbar, einst angesehenes
Mitglied des Hansabundes, spielt besonders im deutsch-dänischen Verkehr eine
wichtige Rolle. Namhaft ist auch sein Schiffsbau. Güstrow (17000 E.) ist
wichtig als Bahnknoten und Produktenmarkt (Wolle).
Das Großherzogtum Meckleuburg-Strelitz, 2900 qkm und
103 000 E., ein geographisches Anhängsel an Mecklenburg-Schwerin,
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I. Bodenschätze, 45
(Millionen Stück)
Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Federvieh
4,34 20,63 7,7 22, 14 3,53 77,1
Der Pferdezucht wird von der deutschen Landwirtschaft und der
Staatsregierung große Sorgfalt gewidmet. Für den Staat ist es außer-
ordentlich wichtig, bei der Deckung seines Bedarfes an Militärpferden
vom Auslande unabhängig zu sein. Weltberühmt sind die 3 preußischen
Hauptgestüte Trakehnen, Graditz und Neustadt. Die Pferdezucht wird
besonders in Ostpreußen, Schleswig-Holstein, Oldenburg, Hannover und
Mecklenburg gepflegt.
Der deutsche Markt verlangte 191l noch eine Einfuhr von rund
137 000 Pferden (über 100 Mill. M), die hauptsächlich aus Rußland,
Belgien, Dänemark, Österreich-Ungarn, Holland und Frankreich bezogen
wurden.
Der Reichtum an Wiesen und Weiden gestattet eine ausgedehnte
Rindviehzucht. In Schleswig-Holstein, Hannover. Oldenburg, Ost-
Preußen, Bayern, Württemberg und Baden steht sie in besonders hoher
Blüte. Dennoch müssen große Mengen von lebendem Vieh, frischem
Fleisch und Molkereierzeugnissen aus Österreich-Uugarn, Dänemark, Holland.
Rußland und der Schweiz eingeführt werden. (Einfuhr im Jahre 1911
für Rindvieh über 60 Mill. M.)
Die Schafflicht, die unter dem Wettbewerb der überseeischen Weide-
länder Australien und Argentinien sehr zu leiden hat, ist im Rückgange
begriffen, obwohl sie in der Ober- und Niederlausitz, in Posen, West-
Preußen, Pommern und in Mecklenburg noch verhältnismäßig stark be-
trieben wird. Deutschland bezog 1911 für 446 Mill. M Schafwolle.
Die Ziege, das Milchvieh des armen Mannes, wird besonders in
den gebirgigen Teilen der Provinz Sachsen, in Thüringen, Hessen und
Brannschweig gezüchtet.
Die Schweinezucht hat sich in den letzten Jahrzehnten bedeutend
entwickelt. Besonders wird sie in Westfalen, Hannover, Mecklenburg,
Ost- und Westpreußen und Sachsen betrieben (Brannschweig, Göttingen,
Breslau, Frankfurt). Die Einfuhr von lebenden Schweinen ist sehr zurück-
gegangen. Dagegen verbraucht Deutschland große Mengen von Schmalz
(1911 für 112 Mill. N), Fleisch und Speck (Amerika).
Auch die Bienenzucht erfreut sich in der Lüneburger Heide, in
Schlesien und Ostpreußen großer Beliebtheit. Über 2^ Mill. Bienen-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: I._Bodenschätze
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Oldenburg Hannover Belgien Dänemark Holland Frankreich Schleswig-Holstein Hannover Oldenburg Bayern Württemberg Baden Dänemark Holland Argentinien Niederlausitz Posen Pommern Mecklenburg Deutschland Provinz_Sachsen Thüringen Hessen Westfalen Hannover Mecklenburg Sachsen Breslau Frankfurt Deutschland Amerika Lüneburger_Heide Schlesien
3. Brandenburg* (Regierungsbezirke: Potsdam und Frank-
fnrt a. £).),
4. Pommern (Regierungsbezirke: Stettin, Köslin und Stralsund),
5. Posen (Regierungsbezirke: Posen und Bromberg),
6. Schlesien (Regierungsbezirke: Breslau, Oppeln und Liegnitz),
7. Sachsen (Regierungsbezirke: Magdeburg, Merseburg und
Erfurt),
8. Westfalen (Regierungsbezirke: Münster, Minden und Arns-
berg),
9. Rheiuprovinz (Regierungsbezirke: Koblenz, Cöln, Düsseldorf,
Trier und Aachen).
Zur Rheinprovinz gehören seit 1850 die Hohenzollernschen
Lande, die den Regierungsbezirk Sigmaringen bilden.
10. Schleswig-Holstein (Regierungsbezirk Schleswig).
Dieser Provinz ist seit 1890 die Insel Helgoland zugeteilt.
11. Hannover (Regierungsbezirke: Hannover, Hildesheim, Lüne-
bürg, Stade, Osnabrück und Aurich).
Zu Hannover gehört das in Oldenburg gelegene Jade-
gebiet mit dem Kriegshafen Wilhelmshaven.
12. Hessen-Nassau (Regierungsbezirke: Kassel und Wiesbaden).
2. Sachsen:
(Größe 15 000 qkm, Einwohner rund 4y4 Millionen)
5 Kreishauptmannschaften.
1. Dresden (Hanptst. Dresden), 2. Leipzig (Hanptst. Leipzig),
3. Zwickau (Hauptst. Zwickau), 4. Chemnitz (Hauptst. Chemnitz),
5. Bautzen (Hanptst. Bautzen).
3. Bayern:
(Größe 75 860 qkm, Einwohner rund 6y2 Millionen)
8 Regierungsbezirke oder Kreise.
1. Ober-Bayern (Hauptst. München), 2. Schwaben und Neuburg
(Hauptst. Augsburg), 3. Nieder-Bayeru (Hauptst. Landshut), 4. Ober-
Pfalz und Regensburg (Hauptst. Regensburg), 5. Mittel-Franken
(Hanptst. Ansbach), 6. Ober-Franken (Hauptst. Bayreuth), 7. Unter-
Franken und Aschaffenburg (Hauptst. Würzburg), 8. Rheinpfalz
(Hauptst. Speier).
4. Württemberg:
(Größe 19 504 qkm, Einwohner rund 2y4 Millionen)
4 Kreise.
1. Neckarkreis (Hauptst. Stuttgart), 2. Schwarzwaldkreis (Hauptst.
Reutlingen), 3. Jagstkreis (Hauptst. Ellwangen), 4. Donaukreis
(Hauptst. Ulm).
* Der Stadtkreis Berlin ist seit 1883 aus der Provinz Brandenburg aus-
geschieden und bildet einen Verwaltungsbezirk für sich.
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— 98 —
zunehmende Bevölkerung die erforderlichen Brotfrüchte zu
schaffen; daher ist es zur Deckung seines Bedarfs auf das
Ausland, namentlich Österreich-Ungarn, Rußland, Rumänien,
die Union und Argentinien angewiesen.
Der Roggenbau ist in Deutschland, besonders in dem
norddeutschen Flachlande, sehr verbreitet. An Klima und
Bodenfruchtbarkeit stellt der Roggen keine hohen Anforderungen.
Am besten gedeiht er in lockerem, sandig-lehmigem Boden. Die
wichtigsten Produktionsgebiete sind Oldenburg, Hannover, West-
falen, das Königreich Sachsen und die östlich von der Elbe ge-
legenen preußischen Provinzen. Die Einfuhr von Roggen ist
bedeutend, da die Produktion den Bedarf bei weitem nicht deckt.
Im Jahre 1902 wurden für 104,8 Mill. Mark, hauptsächlich aus
Rußland, eingeführt.
Der Haferbau ist auf allen Bodenarten mit Ausnahme
des leichten Sandes möglich. Der Hafer wird als Pferdefutter
sehr geschätzt; man räumt ihm nächst dem Roggen die größte
Anbaufläche ein. Er ist ziemlich gleichmäßig über das Reich
verbreitet, nur Anhalt und Posen haben geringen Haferbau.
Trotz bedeutender Inlandproduktion muß eine ansehnliche
Menge eingeführt werden.
Der Weizenbau. Der Weizen kommt in Deutschland als
Sommer- und Winterfrucht vor. Er stellt an das Klima wesent-
lich höhere Anforderungen als der Roggen; im Ackerboden mit
reichem Sandgehalt ist sein Anbau unmöglich. Am besten ge-
deiht er in Elsaß-Lothringen, in Bayern (Straubing), Schlesien
und der Provinz Sachsen. Das norddeutsche Tiefland mit
seinem leichten Sandboden hat wenig Weizenbau. Die ver-
hältnismäßig geringe Produktionsmenge in Deutschland macht
eine starke Einfuhr nötig. Hauptlieferanten sind die Union,
Rußland, Rumänien und Argentinien. Im Jahre 1902 erreichte
die Zufuhr den enormen Wert von 271,6 Mill. Mark.
Der Gerstenbau. Der Anbau von Gerste ist in Deutsch-
land bei weitem nicht so umfangreich, daß er den sich fort-
gesetzt steigernden Bedarf an Braugerste befriedigen könnte.
Die größte Ausdehnung hat ihr Anbau in Hessen, Anhalt,.
Bayern, Württemberg und Baden. Die Provinz Sachsen liefert
die beste Braugerste. Gering ist der Gerstenbau in Ost- und
Westpreußen, Posen, Schleswig-Holstein und Oldenburg. Die
Einfuhr an Gerste ist sehr bedeutend; im Jahre 1902 wurden
für 127,9 Mill. Mark ein- und nur für 5,4 Mill. Mark ausgeführt.
Rußland und Österreich-Ungarn sind unsere Hauptlieferanten.
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Extrahierte Ortsnamen: Argentinien Deutschland Oldenburg Hannover Sachsen Deutschland Elsaß-Lothringen Sachsen Deutschland Argentinien Deutsch- Hessen Württemberg Baden Posen Schleswig-Holstein Oldenburg
108
ein, doch ist ihre Leistungsfähigkeit nicht groß genug, um den
Bedarf zu decken. Es muß eine beträchtliche Zahl an Jung-
vieh, Kühen und Ochsen aus Österreich-Ungarn, der Schweiz
und Dänemark eingeführt werden. Wenn auch die Rindvieh-
zucht über ganz Deutschland verbreitet ist, so findet sie doch
in den weidereichen Gebieten Schleswig-Holsteins, Hannovers
und Oldenburgs die günstigsten Vorbedingungen. Gering ist
sie in jenen Gebieten Nieder-Deutschlands, in denen der Groß-
grundbesitz vorherrscht, nämlich in Mecklenburg, Brandenburg,
Pommern, West- und Ostpreußen. Im deutschen Gebirgslande
wird sie mit bestem Erfolg betrieben, besonders in einzelnen
Teilen Thüringens (Sachsen-Altenburg), in Bayern (Algäu), in
Württemberg und Baden (Schwarzwald).
c) Schafzucht. Mit der Ausdehnung des Ackerbaues ist
eine starke Abnahme des Weidelandes und damit eine Ver-
minderung der Schafzucht verbunden. Der Hauptgrund für
den Rückgang in der Schafhaltung liegt aber in der starken
Wolleinfuhr aus Australien, Südafrika und Argentinien, die die
Schafzucht bei uns mehr und mehr unrentabel werden läßt.
Bedeutend ist sie im Verhältnis zur Bodenfläche auch heute
noch in den preußischen Provinzen Pommern, Sachsen und
Westpreußen, sowie in Mecklenburg, Anhalt, Braunschweig,
Waldeck und einigen thüringischen Staaten. Geringe Schaf-
zucht haben Bayern, Baden, das Königreich Sachsen, Sachsen-
Altenburg und Elsaß-Lothringen.
Der Handel mit Schafen ist unbedeutend, wohl aber be-
wertete sich die Einfuhr an Schafwolle im Jahre 1902 auf
273,9 Mill. Mark.
d) Schweinezucht. Die Viehzählung vom Jahre 1900 hat
ergeben, daß der Schweinebestand in Deutschland ganz be-
trächtlich zugenommen hat. Der Verbrauch an Schweinefleisch,
Speck und Schmalz ist aber so bedeutend, daß neben der in-
ländischen Produktion eine starke Einfuhr, namentlich in Speck
und Schmalz, nötig ist. Mit der Aufzucht von Schweinen befaßt
man sich in besonderem Maße im Königreich Sachsen, in
Bayern, Thüringen, Württemberg und Westpreußen. Unter den
preußischen Provinzen haben Sachsen, Westfalen und Hannover,
unter den deutschen Staaten Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold,
die thüringischen Staaten, Braunschweig und Anhalt den größten
Bestand an Schweinen. Die Einfuhr an lebenden Schweinen
ist im letzten Jahrzehnt merklich zurückgegangen; dagegen
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128
sachen u. s. w., begehrte Artikel. An Hohl-, Spiegel- und Tafel-
glas, Uhren- und Brillengläsern und anderen Glaswaren gehen
jährlich etwa für 40 Mill. Mark nach Großbritannien,
Belgien, den Vereinigten Staaten, nach Frankreich, den
Niederlanden, der Schweiz und andern Ländern.
5. Die Industrie der Nahrung-s- und Genußmittel.
a) Einleitung.
Die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel stellt vorzugsweise
aus pflanzlichen Stoffen, wie Getreide, Zuckerrüben, Kakaobohnen, Kar-
toffeln, Hopfen, Tabak und Gemüsen, die verschiedensten Nahrungs- und
Genußmittel her; doch auch das Fleisch verschiedener Tiere wird zu
Fleischkonserven, zu feinen Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet. Mehrere
Zweige dieser Industrie stehen in engem Zusammenhange mit der Land-
wirtschaft, weshalb auch die landwirtschaftlichen Bezirke Hauptgebiete
derselben sind.
b) Geographische Verbreitung der einzelnen Zweige.
Die Zuckerindustrie hat sich besonders in den Ländern
und Provinzen Deutschlands entwickelt, die eine blühende
Zuckerrübenkultur besitzen, wie Braunschweig, Anhalt und
die Provinzen Sachsen, Hannover, Schlesien, Posen
und Westpreußen. Die Tabak Verarbeitung findet vor-
zugsweise in größeren Städten statt (Bremen, Hamburg). Die
Kakao- und Schokoladenfabrikation, die vielfach mit der
Erzeugung anderer Waren (Bonbons, Honigkuchen) verbunden
ist, hat ihre Hauptsitze in Dresden, Köln, Berlin, Leipzig
und Hamburg-Altona. Die Fleischwarenindustrie ist
in stärkerem Maße in Westfalen, in den Herzogtümern
Braunschweig, Sachsen-Koburg-Gotha und Sachsen-
Altenburg vertreten. Die Branntweingewinnung, nament-
lich die Herstellung von Kartoffelbranntwein, findet in
größerem Umfange in den östlichen Provinzen Preußens,
in der Provinz Sachsen (Nordhausen) und in den König-
reichen Bayern und Sachsen statt. In der Bierbrauerei
genießt Bayern und vor allem München Weltruf. Im Jahre
1901 wurden in Deutschland über 71,8 Mill. Hektoliter Bier pro-
duziert; davon kommen auf Bayern 17,8 Mill. Hektoliter. Die
größten bayerischen Brauereien befinden sich in München,
Nürnberg, Erlangen und Kulmbach. Im übrigen Deutsch-
land sind Württemberg (Ulm), Sachsen (Dresden), Baden
(Karlsruhe), Thüringen (Erfurt), Anhalt (Dessau) und die
preußischen Provinzen Brandenburg (Berlin), Rheinland,
Westfalen (Dortmund) und Schlesien (Breslau) die wich-
tigsten Produktionsgebiete. — In der Herstellung von Gemüse-
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Frankreich Deutschlands Sachsen Hannover Schlesien Posen Bremen Hamburg Dresden Berlin Leipzig Hamburg-Altona Westfalen Braunschweig Sachsen-Koburg-Gotha Sachsen Nordhausen Sachsen Deutschland Nürnberg Kulmbach Ulm Sachsen Dresden Baden Karlsruhe Erfurt Dessau Brandenburg Berlin Rheinland Westfalen Dortmund Breslau
40
Die Viehzucht.
Die Viehzucht ist überall in Deutschland verbreitet; sie wird besonders
gefördert durch den Reichtum an Wiesen und Weiden und durch den Anbau
von Futterpflanzen aller Art. Folgende Zusammenstellung zeigt die Zunahme
der Viehhaltung in den letzten Jahrzehnten:
Deutschland Grosibritan- Frankreich Österr.-
Stückzahl 1873 1912 nien 1912 1911 Ungarn 1911
in 1000 in 1000 in 1000 in 1000
Pferde . . 3352 4516 1611 3236 4154 -
Rindvieh 15777 20159 7026 14436 16479
Schafe . . 24999 5788 25058 16425 10976
Schweine . 7124 21885 2656 6720 14012
1. Die Tabelle zeigt, daß nur die Schafzucht in Deutschland zurückgeht;
die Gründe dafür liegen in dem Wettbewerb überseeischer Gebiete (Australien,
Neu-Seeland, Argentinien, Südafrika) und in der Verminderung des Weide-
landes infolge der Ausdehnung des intensiveren Ackerbaubetriebes. Nur Pom-
mern, Mecklenburg, Schlesien, Sachsen und Hannover (Lüneburger Heide) haben
noch ausgedehntere Schafhaltung. .
2. Die Pferdezucht blüht besonders in Norddeutschland: Ost- und
Westpreußen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Hannover und Oldenburg.
Förderung durch staatliche Gestüte (Trakehnen, Graditz, Celle).
3. Die Rind Viehzucht steht am höchsten in den Marschen Schleswig-
Holsteins, Hannovers und Oldenburgs (durch große Mastfähigkeit und Milch-
ergiebigkeit ausgezeichnete Niederungsrasse), im alpinen Vorlande (Bergrindvieh)
und in Preußen und Pommern (Mastochsenzucht).
4. In der Schweinezucht steht Deutschland an erster Stelle. Haupt-
gebiet dafür ist Norddeutschland: Mecklenburg, Pommern, Schleswig-Holstein,
Hannover, Westfalen, Oldenburg.
5. Die Geflügelzucht ist zwar weit verbreitet, aber noch sehr entwick-
lungssähig'. Die Bienenzucht liefert besonders in den Heidegebieten reiche Er-
träge an Honig und Wachs.
Die Viehzucht vermag trotz ihrer bedeutenden Steigerung den Bedarf des
Inlandes an Tieren und tierischen Produkten bei weitem nicht zu decken.
Unsere Mehreinfuhr au Vieh hatte 1912 einen Wert von 245 Mill. Mk.
Nettoeinfuhr:
Pferde — 96 Mill. Mk. (Belgien, Niederlande, Dänemark, Rußland, Österreich-Ungarn,
England, Frankreich).
Rinder — 72 „ „ (Dänemark, Österreich-Ungarn).
Schweme — 23 „ „ (Rußland).
Geflügel — 54 „ „ (Österreich-Ungarn, Rußland, Niederlande, Italien).
Dazu kommt noch eine Mehreinfuhr an tierischen Produkten aller Art im Betrage von
1500 Mill. Mt*), so daß Deutschland an Tieren und tierischen Produkten insgesamt für
1 s/4 Milliarden Mk. netto vom Auslande beziehen muß.
') Vgl, auch die Tabelle auf S. 55/56!
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Extrahierte Personennamen: Nettoeinfuhr
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Ungarn Deutschland Australien Neu-Seeland Argentinien Südafrika Mecklenburg Schlesien Sachsen Norddeutschland Schleswig-Holstein Mecklenburg Hannover Oldenburg Celle Schleswig-
Holsteins Hannovers Oldenburgs Bergrindvieh Pommern Deutschland Norddeutschland Pommern Schleswig-Holstein Hannover Westfalen Oldenburg Belgien Niederlande Dänemark England Frankreich Dänemark Niederlande Italien Deutschland
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Austerlitz Napoleon Napoleon
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58 Preußens Niedergang und Erhebung.
Inzwischen war Napoleon bis nach Polen vorgedrungen und zog am 2. Januar 1807 unter dem Jubel der Bevölkerung in die alte Hauptstadt Warschau ein; hofften doch die Polen, nun von der verhaßten preußischen Herrschaft loszukommen. Daraus zog er nach Ostpreußen, wo inzwischen auch ein russisches Hilfsheer erschienen war und sich mit einem preußischen Korps unter Scharnhorst vereinigt hatte.
Sei Preußisch-Eylau kam es im Februar bei bitterster Winterkälte zu einer mörderischen Schlacht; aber keine Partei konnte sich den Sieg zuschreiben. Da bot Napoleon dem Könige Friedrich Wilhelm unter günstigen Bedingungen Frieden an, wenn er sich jetzt von Rußland trenne. Aber der König blieb seinem Bundesgenossen treu und lehnte die Friedensvvrschläge ab. So nahm der Krieg seinen Fortgang.
Im Juni desselben Jahres kam es bei Friedland zur letzten Entscheidung. Das russisch-preußische Heer wurde vollständig geschlagen, und die russische Armee mußte in vollständiger Auflösung bis über die Memel hinaus zurückgehen. Napoleon besetzte Königsberg und Tilsit. Nun entsank dem russischen Kaiser Alexander der Mut. Alle Versprechungen, die er einst seinem Freunde Friedrich Wilhelm Iii. gemacht hatte, vergaß er und suchte bei Napoleon um Frieden nach; auch dem Könige riet er dazu, Frieden zu schließen. Bitterlich enttäuscht mußte er endlich einwilligen.
3. Ter unglückliche Friede zu Tilsit. In Tilsit sollte über den Frieden verhandelt werden. Auf Alexanders Rat sollte auch die Königin Luise erscheinen, um dadurch vielleicht mildere Friedensbedingungen zu erlangen. Lange hat sich die Königin gesträubt, dem harten Manne bittend zu nahen. ,,Das ist das schwerste Opfer, das ich meinem Volke bringe," sagte sie unter Tränen. Die Begegnung fand in Tilsit statt; aber vergebens. All ihre guten Worte halfen nichts; Napoleon blieb unerbittlich.
Am 9. Juli wurde dann der Friede geschlossen. Ein harter Friede! Napoleon nahm alle preußischen Länder zwischen Elbe und Rhein in Besitz und machte aus diesen und Teilen von Hannover, Hessen und Braunschweig das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Jerome, der Kassel zur Hauptstadt dieses neuen Königreichs machte.
Auch die polnischen Länder, die Preußen in der 2. und 3. -teilung Polens 1793 und 1795 erhalten hatte, mußte Preußen abtreten ; sie wurden zu dem Großherzogtum Warschau vereinigt und dem König von Sachsen verliehen, der während des Krieges
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